Wie schon in der alten Herrenalber Klinik gab es am Samstagvormittag immer um 09.00 Uhr einen Film mit anschließendem Austausch. Diesmal haben wir den Film „Schloss aus Glas“ gesehen.
Was würde ich machen, wenn ich in einer solchen Familie aufwachse?
So gab es einige gewalttätige Szenen, die für manche schwierig anzuschauen waren. Die Extreme, die Der alkoholkranke Vater zeigt Extreme und Exzesse und am nächsten Tag ist alles gut. Der Vater ist wie Mister Jekyll und Mr. Hyde. Die liebevollen Aktionen des Vaters gegenüber den Kindern zeigen ihn als manipulativ. Das Schwierige für die Kinder ist, eine Familie zu haben, die nicht verlässlich ist. Ein Film über Eltern, die so am Kämpfen sind, dass sie nicht ihr eigenes Leben leben können. Die drei Schwestern und der Bruder tun sich zusammen und unterstützen sich gegenseitig, um zur Schule zu gehen und berufliche Abschlüsse zu machen. Der Film zeigt Menschen, die es nicht schaffen ihr Leben zu meistern, die wie eine große Zahl der Amerikaner nicht psychotherapeutisch behandelt werden. Im Film zu sich selbst zu finden ist mehr ein altes Zurück. Es gab eine Szene mit Jannette, die zeigt, dass sie mit ihrem Verlobten und einem Ehepaar in einem Restaurant zusammen essen. Jeannette entscheidet sich und sagt: „Ich muss jetzt gehen“ und ihr Verlobter bestätigt es. Über diese Filminhalte gab es ein reges Teilen.
Das Ehemaligentreffen am Nachmittag wurde von den Anwesenden organisiert. Als Ehemaliger hat Michel einleitende Worte gesprochen über den Satz „Geteilte Freud ist doppelte Freud und geteiltes Leid, ist halbes Leid.“ Wichtig ist auch auf die nonverbale, emotionale Sprache zu achten. Satz von Walther Lechler „Ich will mir das Leben nehmen“ Lernen zu fasten von dem Gedanken „Ich bin nur was wert, wen ich Arbeit habe.“ Wichtige Tools aus Herrenalb wurden angesprochen. Suchtmittel wie z.B. Fernsehen weglassen. Dies zu können, wäre für viele ohne die Klinik nicht möglich. Es gab Berichte über Fortschritte, wenig über Rückfälle. Resilienz ist die Kraft aufzustehen. Da wo die Angst ist der Weg.
Aussage von Michel: „Irgendwann muss man die Leute auswildern, da die Klinik auf Zeit ist.“ „Es sind Leute immer so schüchtern, weil sie hinter der Schüchternheit den Narzissmus verstecken“ Aussage von Walther L. Es gab auch sehr viel Dankbarkeit für die Erfahrungen, die eigenen Themen wie Angst zum Beispiel anzugehen und neue Strategien auszuprobieren.
Am Pfingstsonntag hat Klaus von Ploetz einstimmende Worte zu Thema „Wohin wir gehen wollen“ gesagt. An Pfingsten sind „Feurige Zungen“ vom Heiligen Geist zu den Aposteln heruntergekommen Gott schenkt seinen Geist nicht einzelnen Auserwählten, sondern jedem und jeder Gläubigen.
Das Herrenalber Konzept ist nicht so anerkannt wie andere Konzepte z.B. Verhaltenstherapie. Es fehlt so etwas wie Sprache wie man über das Erlebte in Zusammenhang mit dem Herrenalber Konzept sprechen kann.
Für Walther war es die Begegnung mit den Anonymen Alkoholikern. Es war so etwas wie bei den Zusammenkünften der Urchristen, dass er bei den Meetings in der amerikanischen Armee erlebt hat (Es gab keinen Rang in den Meetings und alle Teilnehmende begegnen sich auf Augenhöhe). Bei den bisherigen Therapien geht darum, dass wir das Verhalten ändern. Das Erlernen von bestimmten Verhaltensweisen und damit arbeitsfähig werden. Das Anliegen, dass wir uns selber finden, ist schon lange da. Gott heißt „Gëuël“, das bedeutet: Wir sind in Not und das wir jemanden anrufen können. Es gibt eine Seite in uns, die sagt: „Ich bin nicht gut genug.“ Diese Kultur hat es erreicht, dass es eine neue Religion gibt: „Ich bin erfolgreich“. Die Therapien sind dazu da, Erfolg zu bringen.
Der vereinsamte Mensch, der Homo clausus, ist in seinem „Innern“ von der „Außenwelt“ abgeschlossen. Das Gefängnis wird nur ausgekleidet mit Annehmlichkeiten wie z.B. Ikea-Möbel usw. Herrenalb hat es ermöglich, dass dieses geschlossene Leben nicht mehr funktioniert. Es ist möglich, dass es eine Wandlung gegeben hat oder geben kann. Wir können aus einem Leben mit den Gefühlen: „Ich bin nicht gut genug“ herauskommen und aus Hierarchien in der Sprache herauskommen zu „Ich bin gut genug“. Der deutsche Blick kann wegfallen und es entsteht eine horizontale Bindung statt hierarchisch. Wir sind im Gefängnis einer Sprache oben und unten wie z.B. Lehrer in der Schule, die von 3er, 2er Schüler sprechen. Sprache sortiert den anderen. Anklänge für eine neue Sprache werden in Herrenalb verstanden. Es gibt einen unsichtbaren Zauber in Bad Herrenalb. Exkurs: Es gibt eine Münchner Studie, die sagt: „zweimal zwölf Stunden Therapie ist nicht genug. Wir brauchen das dreifache.“
Das Ansehen der eigenen Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ zeigt uns die Maske in uns, aber wir ändern dadurch nicht die hierarchische Struktur. Es ist wie Menschen schuldig machen, dann sind sie leichter zu händeln. In Herrenalb gab es die Möglichkeit von der eigenen Vorstellungswelt in eine neue gemeinschaftliche Entwicklung zu kommen: „Ich bin einfach willkommen“. Man kriegt keinen Zugang dazu, wenn man es nicht selber macht. Die Regeln in der Klinik sind wichtig. Walther hat einen Schutzraum gegeben, dass er den Menschen einen Raum aufgebaut hat. Das Bonding funktioniert immer. Es muss nur ein Mensch da sein. Die therapeutische Gemeinschaft kommt auch bei den Anonymen Alkoholikern zum Tragen. Wir haben nicht die Sprache gefunden, damit das Herrenalber Modell weitergehen kann. Die Innere Geburt, Lebensschule, horizontale Beziehung in der Gemeinschaft, Sprache in der gegenwertigen Gesellschaft sind Begriffe, die uns vertraut sind. Das Bedürfnis nach Horizontal (Leben in der Patientengemeinschaft) und die Hierarchie ist in der Herrenalber Klinik (Leitung) da um nach Außen zu schützen. Im Kern sind wir alle gleich. Die Sprache haben wir noch an der horizontalen Entwicklung anzupassen. Die Gemeinschaft ist das tragende Element, nach Walters Aussage „der Mensch ist des Menschen Medizin“, wo Genesung nur im ehrlichen Austausch stattfinden kann.