„Schwarzwälder Bote“ vom 08.08.2011

Im „Schwarzwälder Bote“ vom 08.08.2011 stand folgender Artikel:

Bad Herrenalb: Ein neues therapeutisches Konzept
Seit 40 Jahren besteht die Klinik Bad Herrenalb, Fachklinik für Psychosomatische Medizin. Das wurde jetzt gefeiert. Es gab Fachvorträge mit musikalischem Rahmenprogramm und Bewirtung in der Evangelischen Akademie Baden. Zuletzt eine geführte Wanderung auf dem Klosterpfad von Bad Herrenalb nach Frauenalb. Geladen waren Mitarbeiter und Patienten, niedergelassene Ärzte, Vertreter der Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund.

Aus Berlin angereist war Ute Engelhardt, Ärztliche Dezernentin der DRV Bund (ehemals Bundesversicherungsanstalt für Angestellte BfA.Sie ist zuständig für die Zusammenarbeit, Kontrolle und Weiterentwicklung von Vertragseinrichtungen für die Berufliche Rehabilitation, zu der die Klinik Bad Herrenalb mit seinen 88 stationären und 25 ambulanten Therapieplätzen gehört.

Engelhardt lobte Klinikgründer Walther Lechler: „Seine besondere, motivierende und integrierende Kraft hat auch unsere Behörde gesehen.“ Das von ihm geprägte „Bad Herrenalber Modell“ war als therapeutische Gemeinschaft angelegt, in der Patienten „Gäste“ genannt und mit „Du“ angesprochen wurden. In der Therapie gab es unter anderem Fastenregeln, Bonding, den „Schrei“ als therapeutisches Werkzeug und ein Zwölf-Schritte-Programm zur Orientierung auf dem Genesungsweg. Aber diese Zeit ist vorbei. „Veränderte Marktbedingungen erfordern Änderungen“, sagte Engelhardt und kritisierte: „Nur mit Druck von außen hat es in Bad Herrenalb bisher Veränderungen gegeben.“ Die Klinik war im Bestand gefährdet. Seit Mai 2010 gehört sie zum Klinikverbund CELENUS und ist im Aufwärtstrend. Im März diesen Jahres führte sie ein neues therapeutisches Konzept ein, das der ärztliche Direktor Klaus von Ploetz den Gästen vorstellte.

Ein Alleinstellungsmerkmal der Klinik bleibt auch in Zukunft die Behandlung von Patienten, die sowohl eine psychosomatische Erkrankung haben (zum Beispiel Burnout) als auch unter einer Abhängigkeitserkrankung leiden (zum Beispiel Medikamenten- oder PC-Sucht). Zur Anwendung kommen solche Therapiekonzepte, deren Wirksamkeit in der medizinischen Forschung nachgewiesen wurden. „Evidenzbasierte Medizin“ heißt diese Strategie in Fachkreisen.

Ulrich Egle, Geschäftsführer der CELENUS-Kliniken und ärztlicher Direktor der CELENUS-Klinik Kinzigtal, sprach in seinem Fachvortrag von einem Übergang von der „eminenz- zur evidenzbasierten psychosomatischen Medizin“. Während früher „Eminenzen“ wie Siegmund Freud die Handlungsgrundlage der Therapeuten vorgaben, sind es heute Forschungsergebnisse, die seit dem Einsatz der bildgebenden Diagnostik in der Psychosomatik enorme Fortschritte macht. Hinzu kommen hohe und sehr konkrete Standards, welche die geldgebenden Versicherer von ihren Vertragskliniken fordern.

„Das Bad Herrenalber Modell wird es am Ende der Umstrukturierung nicht mehr geben“, sagte Egle auf Nachfrage unserer Zeitung.